Allersdings verpassten die Sachsen beim 1:1 gegen willensstarke Schalker einen weiteren Sieg. Immerhin zeigt der Leipziger Timo Werner Reife nach seiner Schwalben-Affäre.
Gelsenkirchen (dpa) – Timo Werner hat den Spießrutenlauf auf Schalke erfolgreich gemeistert und Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig ein Stück näher Richtung Champions League geschossen. Der Fußball-Nationalspieler, der wegen einer peinlichen Schwalbe im Hinspiel Pfiffe und Schmähgesange ertragen musste, erzielte am Sonntag beim verdienten 1:1 (1:0) mit seinem 17. Saisontreffer (14.) die Führung. Den willensstarken Schalkern rettete drei Tage nach dem bitteren Aus in der Europa League gegen Ajax Amsterdam der überraschend aufgebotene Klaas Jan Huntelaar mit seinem ersten Liga-Tor seit mehr als einem halben Jahr zumindest einen Punkt (46.).
«Ein Riesenapplaus für die Mannschaft. Sie hat eine riesige Moral gezeigt. Es war ein Punkt für die Moral», sagte Schalkes Trainer Markus Weinzierl beim TV-Sender Sky. Mit Blick auf die Strapazen aus dem Ajax-Spiel am Donnerstag lobte er seine Spieler: «Man hat das gemerkt. Deswegen muss man hoch genug bewerten, wie sie gebissen haben. In der zweiten Hälfte haben wir uns den Punkt verdient.»
Leipzigs Werner ließ nach der Schwalbe-Affäre Taten statt Worte sprechen. Nach seinem Treffer wollte er sich nicht vor den TV-Kameras äußern. «Ich habe doch nur ein Tor gemacht», sagte der 21-Jährige entschuldigend.
Dank seines Treffers fehlen den Sachsen bei vier Spieltagen nur noch vier Zähler zur sicheren Qualifikation für die Königsklasse, da die Verfolger Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim noch direkt aufeinandertreffen. Der Rückstand auf Tabellenführer FC Bayern bleibt jedoch bei acht Punkten, zudem verpasste RB vorerst die Einstellung des Aufsteiger-Rekords der Bayern aus der Saison 1965/66 von 20 Saisonsiegen. Für die Schalker ist hingegen die erhoffte direkte Rückkehr in die Europa League bei sechs Punkten Rückstand auf Rang sechs kaum noch zu schaffen.
Die Leipziger waren vor 60 916 Zuschauern zunächst die dominierende Mannschaft. Vor allem Werner und Emil Forsberg sorgten für Unruhe.
Den Gastgebern fehlten hingegen wichtige Kräfte wie Leon Goretzka (Gehirnerschütterung und Kieferverletzung gegen Ajax) und Matija Nastasic (Wadenprobleme).
S04-Trainer Markus Weinzierl berief erstmals Guido Burgstaller und Huntelaar als Doppelspitze in die Startelf. Die Maßnahme brachte zunächst wenig. Das Mittelfeld lieferte kaum Impulse. Gefährlich waren die Schalker nur, wenn sie Raum zum Kontern hatten. So kamen sie auch zur ersten Chance, doch nach Flanke des Spaniers Coke setzte Burgstaller (12.) per Kopf den Ball knapp am Tor vorbei.
Es sollte für lange Zeit die einzige Aufreger-Situation der Gelsenkirchener im Leipziger Strafraum bleiben. Die Sachsen kontrollierten die Partie und gingen verdient durch Werners Kopfball in Führung. Der Jung-Nationalspieler verzichtete auf Jubelgesten, um die Schalker Fans nicht unnötig zu provozieren.
Die Gäste verpassten es in der Folgezeit, noch vor der Pause die Führung auszubauen. Fünf Minuten schoss Forsberg freistehend aus etwa elf Metern am Tor vorbei. Der aufmerksame 04-Keeper Ralf Fährmann musste dann in der 36. Minute rund 40 Meter vor dem Tor gegen den heranstürmenden Werner retten.
Dann der Paukenschlag gleich nach Wiederanpfiff: Nach nur 47 Sekunden nickte Huntelaar den Ball per Kopf überraschend zum Ausgleich ein.
Der Treffer schien Kräfte bei den Schalkern freizusetzen, die Gäste mussten sich hingegen erst einmal finden. Der Spielfluss des Tabellenzweiten war dahin, auch weil die Gastgeber die Räume nun besser zustellten. Coke (65.) und Alessandro Schöpf (66.) hatten kurz nacheinander jeweils per Kopf Chancen zur Schalker Führung. Für Leipzig sorgte Marcel Sabitzer (80.) mit einem Freistoß für einen Hauch von Gefahr. Am Ende blieb es beim leistungsgerechten Remis.